TO DO Award 2022 geht nach Indien

»Himalayan Ecotourism« arbeitet im Great Himalayan Nationalpark im Norden Indiens als lokale Kooperative und Reiseunternehmen | Trekking-Tourismus unter Berücksichtigung der Tour Guides | sozialverantwortliches Projekt zur Sicherung des Einkommens der Bewohner:innen

Zurück zu den Pressemitteilungen Download PDF

Seefeld, 08.03.2022 – Der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung vergibt den TO DO Award 2022 an »Himalayan Ecotourism« (HET), die im Norden Indiens Trekking-Touren durch den Nationalpark anbietet – und dabei gleichzeitig die Interessen der Bevölkerung der Region im Hinblick auf den Ausbau der touristischen Infrastruktur vertritt.

Die Gründung von HET ist eng mit der Geschichte des Great Himalayan Nationalpark verbunden, der die Region seit 2014 als UNESCO Welt-Naturerbe ausweist. In Folge dieser Entscheidung durch die UNESCO hatte der Wander- und Bergtourismus in der Region stark zugenommen. Da mehrtägige Wanderungen und Expeditionen jedoch nicht ohne lokale Führer und Träger möglich sind, entstanden zwar zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für Tour Guides – diese wurden allerdings zu minimalen Löhnen beschäftigt.

Stephan Marchal, ein belgischer Social Entrepreneur, hatte diese ausbeuterische System selbst kennengelernt und sich entschlossen, seine Erfahrungen und Hilfe zur Gründung einer Kooperative zur Verfügung zu stellen, um faire Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Die örtlichen Reiseagenturen boykottierten zunächst die Mitglieder der Kooperative, sodass eine eigene Reiseagentur – »Himalayan Ecotourism« – gegründet wurde: Sie vermittelt Besucher:innen und Gruppen an die Kooperative.

Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit

Die Einnahmen garantieren nun, dass es keine Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung und Sponsoren gab. Ein Teil der touristischen Einnahmen verbleibt zur Deckung von Verwaltungskosten; ein Teil wird zum Kauf von Ausrüstung (Zelte, Schlafsäcke, etc.) und Werbungskosten verwendet. Die Löhne werden von den Mitgliedern der Kooperative selbst festgelegt – sie werden von den Forderungen der Mitglieder und marktmöglichen Preisen bestimmt. Zusätzlich haben weitere HET-Projekte für Frauen in der Region (z. B. Herstellung, Verkauf und Versand von Seifen und Ölen) die Einkommen der Familien verbessert. Viele Mitglieder bieten nun außerdem Homestay-Übernachtungen an. Ein wesentlicher Teil der Einnahmen aus dem Tourismus kommt so der lokalen Bevölkerung zugute. HET versteht sich als ein Social Enterprise und soll nach erfolgreicher Einarbeitung mittelfristig vollständig an lokale Mitarbeiter:innen übergeben werden.

Dass »Himalayan Ecotourism« die Interessen aller lokalen Einwohner:innen vertritt, wurde deutlich, als HET 2019 zum Overall Winner der Best Adventure Operators, dem indischen Responsible Tourism Award, gekürt wurde. Die gesamte Gemeinschaft war stolz auf diese Anerkennung. Auch die Verwendung des Preisgeldes wurde letztlich durch die Gemeinschaft entschieden, und floss in die Aufforstung von ca. fünf Hektar Brachfläche.

Claudia Mitteneder, Geschäftsführerin des Studienkreis für Tourismus und Entwicklung: „Sozialverantwortlicher – und damit zukunftsfähiger Tourismus kann nur gelingen, wenn ausnahmslos alle Beteiligten in Planung und Umsetzung dieser Projekte eingebunden werden. Partizipation, Gleichberechtigung der Geschlechter und sozio-ökonomische Unabhängigkeit werden dann zu Erfolgsgaranten, wie sich beim Projekt HET eindrucksvoll zeigt. Der Studienkreis unterstützt die Mitglieder der Kooperative inhaltlich – und mit der Auszeichnung mit dem TO DO Award auch finanziell. Wir gratulieren allen Beteiligten und wünschen uns, dass diese Form eines solidarischen und sozialverantwortlichen Tourismus weltweit Schule macht.“

Die virtuelle Preisverleihung findet am Mittwoch, 9. März 2022 um 14.30 Uhr auf dem Livestream „Exhibitor Presentation“ statt und kann nach kostenloser Anmeldung über das Streaming-Portal der ITB unter www.itb.com/convention verfolgt werden.

Der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung beschäftigt sich mit entwicklungsbezogener Informations- und Bildungsarbeit im Tourismus. In diesem Zusammenhang gibt er Publikationen heraus, führt internatio­nale Wettbewerbe durch, veranstaltet Aus- und Fortbildungsseminare für im Tourismus Beschäftigte, ist in den Bereichen Tourismusforschung und -beratung tätig und beteiligt sich am Dialog über Fragen touristischer Entwicklung.

Pressekontakt
Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e. V.
Claudia Mitteneder, Geschäftsführung
Tel.: +49 8152 99901-0 | presse@studienkreis.org

Download PDF